Das Lörracher Drei-Länder-Museum am Burghof
Das Museum am Burghof (inzwischen in Dreiländermuseum umbenannt) ist in einem beeindruckenden Gebäude untergebracht, das nach einer kurzen Phase als Tabakfabrik rund 200 Jahre als Schule gedient hat. Museumsleiter Markus Moehring führte die Exkursionsteilnehmer des Arbeitskreises Regionalgeschichte sehr kompetent durch die Sonderausstellung „Der Oberrhein um 1900: Aufbruch wohin?“. Sie ist Teil einer zweisprachigen Doppelausstellung, die sich mit den politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Gemeinsamkeiten bzw. Unterschieden diesseits und jenseits des Rheins befasst. Den anderen Teil, der die Identität des Elsass behandelt, zeigt das Musée Historique in Mulhouse bis zum 19. Oktober 2009.
Im Lörracher Sonderausstellungsbereich wird den Besuchern die allgemeine Situation um 1900 am südlichen Oberrhein veranschaulicht. Politisch dominiert zu der Zeit das noch relativ junge Deutsche Kaiserreich, zu dem das Großherzogtum Baden und, als „Reichsland“, das annektierte Elsass gehören. Daneben konsolidiert sich die Schweiz als eigenständiger neutraler Staat. Interessanterweise sind die politischen Grenzen für die Menschen am Oberrhein damals recht durchlässig.
Der allgemeine Wirtschaftsboom spielt für die ganze Region eine wichtige Rolle und bildet eine Grundlage für die Entwicklungen in den Bereichen Kunst und Freizeit. Starke Auswirkungen auf den Alltag haben die Elektrifizierung und der Ausbau öffentlicher Transport- und Verkehrsmittel. Insgesamt verändert sich das Zusammenleben der Menschen grundlegend.
Zur Sprache kommt in der Ausstellung „Der Oberrhein um 1900“ aber auch das zwiespältige Verhältnis zwischen der elsässischen Bevölkerung und den seit der Annektierung im Jahr 1871 zugezogenen Deutschen – ob Zivilisten, Beamte oder Militärs.
Die Elsässer opponieren gegen die deutschen Besatzer auf verschiedene Weise – unter anderem mithilfe von Karikaturen.
Die zentrale Frage, „Wohin führt die vor 1900 begonnene gesellschaftliche Entwicklung?“, wird am Ende der informativen Sonderausstellung des Museums am Lörracher Burghof klar beantwortet: In Krieg und Tod ab 1914.
Mit Blick auf das derzeitige Schwerpunktthema des AK Regionalgeschichte „Die Bedeutung der Grenzen für Südbaden“ folgte im Anschluss ein kurzer Besuch der Dreiländer-Ausstellung „ExpoTriRhena“, die die Entwicklung der drei Länder am Oberrhein behandelt und dabei auch ein Schlaglicht auf den Themenkomplex „Grenze“ wirft. Die bei der Führung gewonnenen Eindrücke wurden in einer abschließenden Gesprächsrunde mit Museumsleiter Moehring vertieft.
Dargleff Jahnke