Münsterbesichtigung zum e.V.-Jubiläum

Münsterausblick – Foto: Rüdiger Hitz (RH)

Feste muss man feiern wie sie fallen – oder einfallen. Der seit 1980 bestehende Arbeitskreis Regionalgeschichte Freiburg hat die Eintragung ins Vereinsregister im Jahre 1986 zum Anlass genommen, am 15. Juli 2006 ab 16 Uhr das 20-jährige Jubiläum zu begehen.

Der Nachmittag begann gleich mit Außergewöhnlichem: einer Besichtigung des Freiburger Münsters. Das für sich genommen war noch nichts Spezielles, denn wer auch immer nach Freiburg im Breisgau kommt, schaut sich in der Altstadt die mit Geldern Freiburger Bürger ab ca. 1200 erbaute große Kirche an. Ihr 116 Meter hoher Glockenturm, von dem Schweizer Kunsthistoriker Jacob Burckhardt als „wohl der schönste Turm auf Erden“ gerühmt, ist als einziger gotischer Großturm in Deutschland noch im Mittelalter fertiggestellt worden.

Auf dem Jubiläumsprogramm stand aber keine alltägliche Kirchenbesichtigung. Der Arbeitskreis Regionalgeschichte bekam Bereiche des Freiburger Münsters zu sehen, die der Öffentlichkeit normalerweise verschlossen bleiben.

Historischer Lastenaufzug – Foto: RH

Bei der Sonderführung ging es hoch hinauf – zunächst auf den Dachboden des Längsschiffs, um Meisterwerke mittelalterlicher Baukunst bewundern zu können: Über den Köpfen spannte sich der riesige hölzerne Dachstuhl, und unter dem Holzsteg wölbte sich die nun von oben betrachtbare Decke des Münsters mit ihren unverputzten jahrhundertealten Ziegelsteinen. Ein Blickfang war auch das hölzerne Laufrad eines alten Lastenaufzugs.

Anschließend wurden die Mitglieder des Arbeitskreises Regionalgeschichte zu einem Rundgang auf der Außengalerie entlang der Dachtraufe des Münsters eingeladen. Über den Dächern Freiburgs ergaben sich beeindruckende Ein- und Ausblicke. Aus nächster Nähe konnte man zum Beispiel die Ziertürme der Kirche anschauen, die sonst vom Münsterplatz nur aus weiter Ferne zu sehen sind.

Dachrundgang – Foto: RH

Verwitterungsspuren waren deutlich erkennbar. Die Jahrhunderte – insbesondere der industriebedingte saure Regen des 20. Jahrhunderts – haben dem Sandstein, aus dem die große Bürgerkirche errichtet ist, stark zugesetzt.

Farbunterschiede der Steine zeigen an, wo die Mitarbeiter – und in jüngerer Zeit auch Mitarbeiterinnen – der Freiburger Münsterbauhütte in der Vergangenheit in oft schwindelerregender Höhe Ausbesserungsarbeiten durchgeführt haben. Nicht nur einzelne Steine und eiserne Anker wurden ausgewechselt, auch ganze Skulpturen sind von Steinmetzen kopiert und ersetzt worden.

Der zweite Teil des Jubiläumsprogramms fand in einem weiteren historischen Gebäude der Stadt Freiburg statt: im ehemaligen Elektrizitätswerk. Nach einem Festvortrag von Vorstandsmitglied Wolfgang Schneider klang der Abend mit alemannisch geprägter Live-Musik aus: Der Sänger und Gitarrist Karl Streicher unterhielt die Anwesenden mit Liedern des früh verstorbenen Schweizer Talents Mani Matter und einigen ins Elsässische übertragenen Stücken von Jacques Brel.

J. Krause

Foto: JK