Militärarchiv der Bundesrepublik Deutschland

Bundesarchiv-Militärarchiv – Foto: J. Krause

Besichtigung des Bundesarchivs-Militärarchivs

Ein Hochhaus und daneben ein unscheinbares Flachdachgebäude in der Wiesentalstraße, zwischen den Freiburger Stadtteilen St. Georgen und Vauban gelegen – wer würde hier das Militärarchiv der Bundesrepublik Deutschland vermuten?

Acht Interessierte trafen sich hier am Nikolaustag im Dezember 2007 zu einer Führung. Herr Karl-Heinz Begener, Offizier der Luftwaffe und Leiter des Archivs, hieß die BesucherInnen herzlich willkommen und gab vor Beginn der Führung einen Überblick über die Entstehungsgeschichte des Militärarchivs, welches zum 1952 gegründeten Bundesarchiv in Koblenz gehört.

Das Militärgeschichtliche Forschungsamt befand sich früher ebenfalls in Freiburg. 1993 wurde es nach Potsdam umgesiedelt, sodass heute das Forschungsinstitut und dessen Forschungsobjekte, sprich: die Archivalien, rund 1000 km voneinander entfernt liegen. Aufgabe des in den 50er Jahren durch die Bundeswehr gegründeten Militärgeschichtlichen Forschungsamts war zunächst die Erforschung des Zweiten Weltkriegs. Die Forschungsergebnisse innerhalb von sechzig Jahren sind mittlerweile in elf Buchbänden zusammengefasst. Im Jahr 2008 erscheint der zwölfte und letzte Band.

An die 50 laufende Kilometer umfasst der momentane Archivalienbestand des Militärarchivs. Darunter sind 620.000 Karten, Pläne und technische Zeichnungen, 1000 Nachlässe, ca. 200.000 Bilder und Fotos, außerdem Urkunden, wie z.B. die Kapitulationsurkunde von 1945, sowie zahlreiche Bild- und Tondokumente. Seit 1993/94 sind auch alle Militärunterlagen der ehemaligen DDR hier zu finden. Hauptlieferant des Archivs ist heute die Bundeswehr, die jährlich ungefähr 1000 Akten einbringt. Ca. 30 Prozent davon werden mit Ablauf der Sperrfrist nach Sichtung und Bewertung vernichtet.

Das Militärarchiv beschäftigt 70 Mitarbeiter, von denen 10 im Magazin tätig sind und 35 im Bereich der Archivalienbearbeitung. Pro Jahr werden ca. 11.000 Anfragen bearbeitet; ungefähr 1300 Nutzerinnen und Nutzer besuchen das Haus, um geschichtlichen Fragen und Forschungszwecken nachzugehen.

Der Rundgang durch das Archiv führte uns durch das mit Rollregalsystemen ausgestattete Magazin und die Restaurierungswerkstatt, in der u.a. alte Plakate konserviert und restauriert werden. Durch eine Art Schleuse gelangte die Gruppe in den Fotografieraum, in dem eine monströse analoge Kamera auf Schienen Plakate und Karten von ca. 2×3 m auf ein Format von 10×15 cm herunterbrechen kann. Mehrere Lagekarten zur Front im Zweiten Weltkrieg waren im Kartenraum zu sehen. Für jeden Tag während des Krieges sind zwei Lagepläne vorhanden.

Zum Abschluss der ausführlichen und interessanten Führung gab es vom Arbeitskreis Regionalgeschichte für Herrn Begener und alle TeilnehmerInnen eine süße Nikolausgabe.

Wer sich fürs Militärarchiv der Bundesrepublik Deutschland interessiert, findet unter www.bundesarchiv.de weitere Informationen.

Ulrike Schüler