Exkursion nach Lörrach: Stadtarchiv

Wer aus dem Bahnhof tritt, kann es kaum übersehen: das Rathaus der Großen Kreisstadt Lörrach. Der rund 20-stöckige dunkelgrüne Hochbau überragt sämtliche Gebäude der Umgebung. Im ersten Untergeschoss befindet sich das Stadtarchiv. Von gerade einmal einer Teilzeitkraft unterstützt, sorgt Archivar Andreas Lauble dafür, dass die von den verschiedenen städtischen Abteilungen und Ressorts abgelegten Akten sachgerecht archiviert und zugänglich gehalten werden. Auch für die Dokumentation und wissenschaftliche Aufbereitung der Unterlagen ist er zuständig. Ein kleines Besucherzimmer bietet Forschern und interessierten Bürgern die Möglichkeit, Archivalien einzusehen.

Alter Aktenbestand – Foto: J. Krause

Zu den Archivbeständen gehören Akten, Urkunden, Gemeinderatsprotokolle sowie Rechnungs- und Amtsbücher der Stadt Lörrach, außerdem Dokumente der ehemals selbständigen Orte Stetten, Tüllingen, Tumringen, Hauingen, Haagen und Brombach. Der ältere Teil der Bestände ist durch ein Findbuch von 1952 erschlossen. Auch die thematisch geordnete Fotosammlung ist gut zugänglich. Zeitungen wie (ab 1845) der Oberländer Bote sind zur Schonung der Originale auf Mikrofiche erfasst und können so problemlos durchstöbert und mit einem so genannten Readerprinter kopiert werden.

Zur Einführung gab Herr Lauble einen kurzen Überblick über die Geschichte der Stadt und beantwortete anschließend zahlreiche Fragen. Das 1102 urkundlich erwähnte Lorracho war ein Haufendorf. Nach der Zerstörung der in Sichtweite befindlichen Burg Rötteln durch französische Truppen im Jahr 1678 wurde der Sitz der Verwaltung von dort nach Lörrach verlegt und die Ortschaft vier Jahre später zur Stadt erhoben. Allerdings blieb die Privilegierung wohl aufgrund damaliger Kriegsunruhen folgenlos. Eine von Stadtarchivar Lauble vorgelegte, sorgfältig aufbewahrte Urkunde belegt die Erneuerung des Stadtrechts im Jahr 1756.

Blick von der Rathausdachterasse auf die Schokoladenfabrik neben der Bahnlinie sowie auf die Talbrücke der A 98 im Hintergrund – Foto: J. Krause

Zum Abschluss der Führung ging es vom Untergeschoss auf die Dachterrasse des Rathauses, um von dort aus die zuvor angesprochene geographische Lage und wirtschaftliche Entwicklung der Stadt mit eigenen Augen besser nachvollziehen zu können. Das im Osten und Westen von Hängen begrenzte Panorama reicht nordöstlich ins Wiesental und südlich nach Basel hinein. Lörrach liegt an einem Schnittpunkt alter Verkehrswege, zu denen im 19. Jahrhundert eine (bereits vor dem 1. Weltkrieg elektrifizierte) Eisenbahnverbindung und in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Autobahnanschluss hinzukamen. Der Fluss Wiese bildete als Brauchwasser- und Energielieferant einen wichtigen Faktor für die relativ frühe Industrialisierung Lörrachs. Die Grenznähe erleichterte Schweizer Investitionen vor allem (ab Mitte des 18. Jahrhunderts) im Bereich der Textilindustrie. Besonders bekannt geworden ist eine spätere Gründung der Schweizer Firma Suchard: Seit den 1880er Jahren wird hier Schokolade hergestellt. Lörrach – auch die Stadt der „zartesten Versuchung“.

In den Dokumenten des Stadtarchivs hat die vielfältige Lörracher Geschichte ihren Niederschlag gefunden. Weitere wichtige Zeugnisse der Geschichte der Stadt und darüber hinaus der alemannischsprachigen Region Südbaden – Nordwestschweiz – Elsass im Dreiländereck F-D-CH finden sich im städtischen Regionalmuseum, dem Museum am Burghof.

J. Krause