Zur Arbeiterbewegung am Oberrhein 1850-1933

„Die Freiheit ist noch nicht verloren …“

Diese erste Buchveröffentlichung des Arbeitskreises Regionalgeschichte Freiburg geht auf Recherchen und Materialien für einen Kurs zurück, den unser Arbeitskreis 1981 an der Volkshochschule Freiburg veranstaltet hat. Die einzelnen Buchbeiträge führen in verschiedene regionalgeschichtliche Aspekte der Arbeiterbewegung in der zweiten Hälfte des 19. und dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts ein.

Unter dem provokativen Zitat „Hier war doch gar nichts los!“ befasst sich Dr. Heiko Haumann mit Grundlagen einer „Regionalgeschichte der Arbeiterbewegung in der Provinz“. Sabine und Hans Imlau, Eva-Maria Gawlik-Sutter und Wolf-Dieter Sutter bearbeiten das Thema „Industrialisierung, Arbeiterleben und Arbeiterbewegung vom 19. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg“. Volker Heinzelmann erweitert die regionale Perspektive durch eine kurze Darstellung der „Geschichte der Arbeiterbewegung im Elsaß von den Anfängen bis 1914“. Ulrich Kluge behandelt „Die Sozialdemokratie zwischen Weltkrieg und Inflation 1914-1923“. In zwei Beiträgen beschäftigt sich Hans-Peter Lux mit dem „Beginn der Weimarer Republik“ und der „Ausschaltung der Arbeiterbewegung durch den Nationalsozialismus im Frühjahr 1933“. Achim Oßwald beschließt die Darstellung mit einem „Ausblick: Die Arbeiterbewegung im ‚Dritten Reich'“ und gibt dort auch den Wortlaut zweier Flugblätter vom Januar 1935 wieder, die die antifaschistische Zusammenarbeit mehrerer Gruppierungen im Raum Mittel- und Oberbaden dokumentieren: Rote Hilfe, SPD, KPD, KJV und Roter Schutzbund.

Die Texte verdeutlichen unter anderem: In Südbaden war manches anders als in vielen Regionen des Deutschen Reiches. Zum Beispiel gab es hier relativ viele Industriearbeiter/-innen mit eigenem oder gepachtetem kleinen Bauernhof; Frauen stellten hier zeitweise einen höheren Anteil an der Industriearbeiterschaft als im Reichsdurchschnitt; hier wurden mit Schweizer Unterstützung sozialistische Schriften ins Reich geschmuggelt, und das nicht erst in der Nazizeit, sondern schon in den 1880er Jahren.

Abgerundet wird der Band durch eine Zeittafel vom 30. 1. bis 2. 5. 1933, die die Geschehnisse bei der faschistischen Ausschaltung der Arbeiterbewegung in der Oberrhein-Region parallel zu denen im Deutschen Reich auflistet.

Und der Freiburger Kreisvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) schlägt von der Vergangenheit einen Bogen zur Gegenwart und weist in seinem Vorwort darauf hin, dass „Arbeitnehmer […] in der Vergangenheit viel Elend und Not erdulden“ mussten und auch zum Zeitpunkt der Drucklegung dieses Buches offiziell fast 13.000 Arbeitslose im Kreis registriert sind.

Arbeitskreis Regionalgeschichte Freiburg (Hg.):
„Die Freiheit ist noch nicht verloren…“. Zur Geschichte der Arbeiterbewegung am Oberrhein 1850-1933
Freiburg: Dreisam 1983
gebunden, 150 S. – vergriffen